Lernziele
Sie wissen, welche Methoden zur Unterstützung der Aufgaben des Wissensmanagements geeignet sind. Sie können verschiedene Formen der Wissenstransformation unterscheiden. Sie kennen Methoden zur Unterstützung der Kodifizierungsstrategie und wissen, welche Methoden sich zur Wissensbewertung eignen.
Definitionen und Abkürzungen
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Blog = Kurzform für Web-Log; ein im WWW publiziertes Journal bzw. Tagebuch
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Business Intelligence = IT-basierter Gesamtansatz zur Unterstützung der betrieblichen Entscheidungsfindung
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Coaching = Beratung und Begleitung von Fach- und Führungskräften mit dem Ziel, deren Fähigkeit zur Lösung komplexer Probleme zu verbessern
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Data Mining = Sammelbezeichnung für Verfahren der Statistik, der Künstlichen Intelligenz und der Mustererkennung, mit denen domänenunabhängig in strukturierten Datenbeständen nach bisher unbekannten Zusammenhängen (Mustern) gesucht werden kann
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Information Retrieval = Informationswiedergewinnung; Methoden zur Speicherung und Repräsentation sowie zum Zugriff auf unstrukturierte Daten
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Job Rotation = systematischer und regelmäßiger Wechsel von Arbeitsplatz und Aufgaben
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Mentoring = Begleitung, Beratung und Förderung einer weniger erfahrenen Person im Hinblick auf deren persönliche und berufliche Entwicklung durch einen erfahrenen Mentor
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OLAP = Online Analytical Processing; 1993 von Codd/Codd/Salley geprägter Begriff zur multidimensionalen Analyse von Daten in Data-Warehouse-Systemen
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Text Mining = Extraktion von Informationen aus Textdokumenten, um implizite, nicht offensichtliche oder bisher nicht bekannte Zusammenhänge zu entdecken
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Web 2.0 = Von O‘Reilly propagierte Sammelbezeichnung für verschiedene Entwicklungs- und Nutzungsformen des WWW, die insbesondere durch eine hohe Interaktivität und die Beteiligung von Nutzern an der Erstellung von Inhalten gekennzeichnet sind
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Wiki = hawaiianisches Wort für schnell; skript-basierte Website, die es Benutzern erlaubt, Inhalte einfach zu erweitern und zu modifizieren
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Wissensentwicklung (knowledge development) = unternehmensinterne Entwicklung von Wissen
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Wissenserwerb (knowledge acquisition) = Erwerb externen Wissens
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Wissenskarte (knowledge map) = grafisches Verzeichnis von Wissensquellen bzw. Wissensträgern, Wissensbeständen, Wissensstrukturen oder Wissensanwendungen
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Wissenstransformation (knowledge transformation) = Umwandlung von Wissen von einer Repräsentationsform in eine andere
Zweck der Methoden des Wissensmanagements
Methoden zur Definition von Wissenszielen
Methoden zur Wissensidentifikation
Methoden zur Wissensentwicklung
Methoden zur Wissensverteilung
Methoden zur Wissensbewahrung
Methoden zur Wissensbewertung
Forschungsbefunde
Bughin/Manyika untersuchten die Nutzung von Web-2.0-Technologien in Unternehmen (schriftliche Befragung von 2847 Führungskräften mit anschließender Online-Diskussion mit Teilnehmern in Nordamerika und Europa, keine Angaben zur Grundgesamtheit, Untersuchungszeitraum Januar 2007). Sie ermittelten, dass in 33 % von 1705 berücksichtigten Unternehmen bereits Wikis eingesetzt werden bzw. deren Einsatz geplant ist, wogegen 39 % keinen Einsatz von Wikis erwägen. Führungskräfte, die bereits Erfahrungen mit Wikis sammeln konnten, hielten diese für ein geeignetes Instrument zur Wissensentwicklung.
McKeen/Zack/Singh analysieren den Zusammenhang zwischen Maßnahmen des Wissensmanagements (“observable organizational activities that are related to knowledge management”) und der Leistung von Unternehmen (Online-Befragung von 1500 Teilnehmern eines Weiterbildungsstudiengangs für Führungskräfte einer nordamerikanischen Business School, 90 auswertbare Antworten, keine Angaben zum Untersuchungszeitraum). Danach lässt sich zwischen Maßnahmen des Wissensmanagements und der Rentabilität eines Unternehmens kein direkter Zusammenhang feststellen. Allerdings wirken sich Maßnahmen des Wissensmanagements positiv auf Innovation, Entwicklung neuer Produkte, Kundenzufriedenheit und Kundenbindung sowie die Höhe der Betriebskosten aus.
McKeen, J. D. / Zack, M. H. / Singh, S.: Knowledge Management and Organizational Performance: An Exploratory Survey. In: Proceedings of the 39th Hawaii International Conference on System Sciences. Washington 2006, 1-9
Aus der Praxis
Das Pharma-Unternehmen Pfizer setzt Text Mining ein, um biomedizinische Texte aus unterschiedlichen Quellen im Hinblick auf potenziell relevante Zusammenhänge für Krankheiten und medizinische Wirkstoffe zu analysieren (vgl. Gentsch).
Mit einem Pilotprojekt des Technologiekonzerns Sartorius soll der Wissenstransfer zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern gefördert werden, um Wissensverluste zu vermeiden. Nach knapp einem Jahr fällt das Zwischenergebnis positiv aus: Es haben sich 20 Lernpärchen gebildet. Die Projektkosten – hauptsächlich verursacht durch begleitende Trainer – „ … halten sich in Grenzen, der Nutzen ist zwar nicht direkt messbar, aber nach Überzeugung aller spürbar vorhanden.“ Die Notwendigkeit derartiger Lösungen ergibt sich aus der dramatischen Veränderung der Altersstruktur der Belegschaft, deren Durchschnittsalter von 2002 bis 2010 um sieben auf dann 47 Jahre steigen wird. In den kommenden Jahren gehen bis zu 50% der Belegschaft in den Ruhestand.
F.A.Z., 24.12.2005, 55
Ausgehend von den Erfahrungen mit der Implementierung von Wissensmanagementwerkzeugen bei der Dresdner Bank leiten Cavar/Kauppert u a. folgende Erfolgskriterien ab. Wissensmanagementsysteme sollten so entwickelt werden, dass Schulungs-, Pflege- und Administrations- sowie Bedienaufwand möglichst gering gehalten werden. Die Systeme müssen gut und für die Nutzer transparent in bestehende Umgebungen integriert werden. Wissensmanagementlösungen sollen sich an fachlichen Problemstellungen und nicht an technologischen Trends orientieren. IT-Lösungen sind mit der übergreifenden Wissensmanagementstrategie abzustimmen. Auf diesen Empfehlungen aufbauend entwickeln Cavar/Kauppert die Strategie „Minimal Invasive Systeme für die Implementierung IT-basierter KM-Lösungen“. Minimal Invasive Systeme sind „Systeme, die sich optimal in bestehende Infrastrukturen integrieren und dem Anwender möglichst wenig, idealerweise keinen Mehraufwand am Arbeitsplatz abverlangen“ (178).
Aufgabenverweise
Fallstudienverweis
Kontrollfragen
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Welche Methoden eignen sich zur Wissensidentifikation im Rahmen der Personalisierungsstrategie?
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Welche Aufgaben können Wissenskarten unterstützen?
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Welcher Zusammenhang besteht zwischen Business Intelligence und Wissensmanagement?
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Welche Schwierigkeiten ergeben sich bei der Bewertung einer Wissensbasis eines Unternehmens mit deduktiv summarischen Wissensbewertungsmethoden?
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Wodurch unterscheidet sich eine kaufmännische Bilanz von einer Wissensbilanz?
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Was verstehen Nonaka/Takeuchi unter Externalisierung?
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Wie können Methoden zur Wissensbewertung klassifiziert werden?
Quellen
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Bock, A.: Dokumenten-Management-System (DMS). In: Mertens, P. (Hrsg.): Lexikon der Wirtschaftsinformatik. 4. A., Berlin/Heidelberg/New York 2001, 157–158
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Vertiefungsliteratur
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North, K.: Wissensorientierte Unternehmensführung. Wertschöpfung durch Wissen. 4. A., Wiesbaden 2005
- Riempp, G.: Integrierte Wissensmanagement-Systeme. Architektur und praktische Anwendung. Berlin/Heidelberg/New York 2004