Lernziele
Sie kennen den Zweck der strategischen Maßnahmenplanung, können ihre Aufgabe in Teil- aufgaben gliedern und diese zu einer Vorgehensweise ordnen. Sie können Konzepte zum Evaluieren von Projektideen erläutern und ihre Anwendbarkeit beurteilen. Sie kennen Krite- rien, mit denen die Evaluierung erfolgen kann. Sie kennen Randbedingungen, Einflussgrößen und Grundsätze der strategischen Maßnahmenplanung und können die Organisation des Planungsprozesses erläutern.
Definitionen und Abkürzungen
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Anpassbarkeit (adaptivity) = Eigenschaft eines Systems, auf qualitative und quantitative Änderungen der Anforderungen ohne grundlegende Veränderung reagieren zu können.
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Bestandsmanagement (inventory management) = Erfassung und bewusste Verwendung der im Unternehmen vorhandenen IT-Ressourcen (insbesondere Betriebsmittel).
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Entwicklungsrückstau (application backlog) = nicht abgearbeitete Aufgaben der Systementwicklung, deren Erledigung die Anforderungen der Geschäftsprozesse erfordern. Synonym: Anwendungsrückstau.
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Informationssystemplan (information system plan) = Teil des strategischen IT-Plans, der die Absichten zur Veränderung bestehender und zur Schaffung neuer Informationssysteme beschreibt.
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Innovationsfähigkeit (innovation ability) = Fähigkeit, Nutzenpotenziale neuer Technologien erkennen und in Kombination mit Änderungen der Informationsfunktion und/oder der Informationsinfrastruktur in Unternehmenserfolg umzusetzen.
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Kreativitätstechnik (creativity technique) = Heuristik zur Problemdefinition und zum Problemlösen sowie zum Entwerfen von Alternativen in Situationen, die durch schlecht strukturierte Probleme und eine offene Entscheidungssituation gekennzeichnet sind.
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Leitstrategie (key strategy) = Strategie, die unter den Rahmenbedingungen der betrachteten Szenarien erfolgreich verfolgt werden kann.
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Risiko (risk) = Kombination aus zu erwartender Häufigkeit bzw. Eintrittswahrscheinlichkeit eines gefährdenden Ereignisses und dem beim Ereigniseintritt zu erwartenden Schadensausmaß.
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strategische Lücke (strategic gap) = negative Abweichung der Ausprägung einer Eigenschaft der Informationsinfrastruktur oder das Fehlen einer Komponente, wodurch die Erreichung der strategischen IT-Ziele negativ beeinflusst wird.
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strategischer IT-Plan (strategic IT plan) = Ergebnis der strategischen Maßnahmenplanung. Synonym: strategisches Projektportfolio.
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strategischer Technologieeinsatzplan (strategic technology action plan) = Teil des strategischen IT-Plans, der die Absichten über Art, Umfang, Zeitpunkte und Zeiträume des Technologieeinsatzes beschreibt.
Zweck der strategischen Maßnahmenplanung
Ergebnis der strategischen Maßnahmenplanung
Vorgehensweise bei der Maßnahmenplanung
Flexibilität der strategischen IT-Planung
Grundsätze flexibler Maßnahmenplanung
Forschungsbefunde
Eine Untersuchung von Synstar International (Telefoninterviews, N = 250 IT-Manager in den Beneluxstaaten, Deutschland und Großbritannien, Erhebungszeitraum Februar/März 2001) stellt u. a. fest: Most respondents (62 %) disagreed with the statement that „the Board frequently makes decisions about the business, without any idea of the wide ranging effects these decisions will have on the company’s IT-systems“. Most likley to disagree with the statement were those in Benelux and Germany (72 % and 62 % respectively). Those in UK were almost as likely to agree with the statement, with just 56 % disagreeing.
Quelle: Synstar Int. (Ed.): Information Technology – Does the board understand the importance of IT yet? http://www.synstar.com/survey1; Abruf 12.11.2008. Website 2011 nicht mehr verfügbar.
Schumann/Hohe haben die Nutzeffekte der Planung so genannter strategischer Informationssysteme ermittelt (Inhaltsanalyse von Publikationen mit Praxisbeispielen). Im Ergebnis wird festgestellt, dass die Praxisbeispiele „erwähnenswerte Umsatzsteigerungen“ durch strategische Informationssysteme bestätigen, insbesondere bei Bestellsystemen und beiValue-Added-Services (z. B. Akquisitionsanwendungen). Im Ergebnis wird festgestellt, dass die Praxisbeispiele „erwähnenswerter Umsatzsteigerungen durch strategische Anwendungssysteme bestätigen“, insbesondere bei Akquisitionsanwendungen. „Kurze Amortisationszeiten und relativ hohe Rentabilitäten scheinen sich mit Akquisitionsanwendungen erreichen zu lassen“, jedoch ist die langfristige Absicherung der Wettbewerbsvorteile nicht sehr ausgeprägt.
Schumann, M. / Hohe, U.: Nutzeffekte strategischer Informationsverarbeitung. In: Angewandte Informatik 12/1988, 515-523
Müller-Zantop formuliert auf Grund von Erfahrungen im Beratungsgeschäft folgende These: „Eines ist sicher: Der strategische IT-Fünfjahresplan ist tot.“ Sie relativiert dies mit der Anmerkung, dass erfolgreiche IT-Manager ihr Augenmerk auf einen Planungsprozess legen, mit dem die Pläne regelmäßig fortgeschrieben werden (rollierende Planung). In jeder Phase der Planfortschreibung sollte der Beitrag der Maßnahmen zur Wertschöpfung beurteilt werden.
Müller-Zantop, S.: Wo liegt der Wert der Informationsverarbeitung? F.A.Z., 17.3.1998, B 6
Riedl beschreibt ein von ihm entwickeltes Messmodell zur Ex-ante-Ermittlung der Dienstleistungsqualität von ASPs, um potenziellen Anwendern mehr Information für die Beurteilung und Auswahl von ASPs zur Verfügung zu stellen (Dissertationsprojekt, Institut für Wirtschaftsinformatik – Information Engineering, Universität Linz, Entwicklungszeitraum 2002-2004). Das Modell verwendet das Konzept des multiattributiven Messens; es werden 26 Qualitätsmerkmale verwendet, die den drei Schlüsselbereichen Applikation, Sicherheit und Services zugeordnet sind. Die Qualitätsmerkmale wurden theoretisch und empirisch systematisch hergeleitet. Gemessen werden Anforderungen (potenzieller Anwender) und Leistungen (von Referenzanwendern) auf einer ordinalen Doppelskala.
Riedl, R.: Strategische Planung von Informationssystemen. Methode zur Entwicklung von langfristigen Konzepten für die Informationsverarbeitung. Heidelberg 1991
Aus der Praxis
Methodenverweise
- Kennzahlensysteme (Lerneinheit KENNZ)
- Wirtschaftlichkeitsanalyse (Lerneinheit WIRTA)
- Nutzwertanalyse (Lerneinheit NUTZW)
- Evaluationsmethoden (Lerneinheit EVALU)
- Szenariotechnik (Lerneinheit SZENA)
Kontrollfragen
- Welche Aufgabe hat die strategische Maßnahmenplanung und in welche Teilaufgaben wird sie gegliedert?
- Wie wird bei der strategischen Maßnahmenplanung methodisch vorgegangen?
- Warum ist die Verwendung von Evaluierungskriterien der Business Domain und der Technology Domain mit den Kernaussagen des IM Modells konsistent?
- Welchen Einfluss haben Art und Umfang des Entwicklungsrückstaus auf die Maßnahmenplanung?
- Wie wird die Forderung nach Flexibilität der Maßnahmenplanung begründet und aus welchen Erkenntnissen werden Planungsgrundsätze abgeleitet?
- Welche Kriterien können zur Evaluierung von Projektideen verwendet werden?
Quellen
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Bodendorf, F. / Bobra-Bissantz, S. / Bauer, C.: There´s more to IT – vom Innovationspotenzial zur Innovationsfä- higkeit. In: HMD – Praxis der Wirtschaftsinformatik 239/2004, 7–17
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Carr, N. G.: IT Doesn't Matter. In: Harvard Business Review 5/ 2003, 41–49
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Dernbach, W.: Grundsätze einer flexiblen Infrastruktur. In: Strunz, H. (Hrsg.): Planung in der Datenverarbeitung – Von der DV-Planung zum Informations-Management. Berlin et al. 1985, 82–97
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IBM Deutschland GmbH (Hrsg.): Der strategische Einsatz von Informationssystemen. In: IBM Nachrichten 290/1987, 66–70
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Müller-Zantop, S.: Wo liegt der Wert der Informationsverarbeitung? In: F.A.Z. vom 17.3.1998, B 6
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Parker, M. M. / Benson, R.: Information Economics - Linking Business Performance to Information Technology. Englewood Cliffs/NJ 1988
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Serafeimidis, V. / Smithson, S.: Information systems evaluation as an organizational institution – experience form a case study. In: Information Systems Journal 2003, 251–274
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Wehrmann, A. / Heinrich, B. / Seifert, F.: Quantitatives IT-Portfoliomanagement. In: WIRTSCHAFTSINFOR- MATIK 4/2006, 234–245
Vertiefungsliteratur
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Martin, J. with Leben, J.: Strategic Information Planning Methodologies. 2. Ed., Englewood Cliffs/NJ 1989
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Reibnitz, U. von: Szenariotechnik. Instrumente für die unternehmerische und persönliche Erfolgsplanung. 2. A., Wiesbaden 1992
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Walter, S. G. / Spitta, T.: Approaches to the Ex-ante Evaluation of Investments into Information Systems. In: WIRTSCHAFTSINFORMATIK 3/2004, 171–180
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Wehrmann, A. / Zimmermann, St.: Integrierte Ex-ante-Rendite-/Risikobewertung von IT-Investitionen. In: WIRT- SCHAFTSINFORMATIK 4/2005, 247–257
Links
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Abbildungsarchiv: Maßnahmenplanung (SPLAN)