Lernziele
Sie kennen den Zweck und die Struktur des Informationsmanagement-Modells (IM-Modell) und können für jede der drei Managementebenen typische Aufgaben und Methoden nennen. Sie können die Denkweisen und Ziele des Informationsmanagements erläutern und kennen den Unterschied zwischen Sachzielen und Formalzielen. Sie erkennen, dass ein unterneh- mensspezifisches Konzept des Informationsmanagements (IM-Konzept) auf Grundlage eines IM-Modells entwickelt werden muss. Sie können den Entwicklungsprozess für IM-Konzepte beschreiben und erkennen die Zweckmäßigkeit der Verwendung von Referenzmodellen.
Definitionen und Abkürzungen
- Aufgabenträger (task bearer) = Mensch (Person oder Gruppe) oder Mensch/Technik-System, dem eine Aufgabe zur Aufgabenerfüllung übertragen ist.
- Entwurfsmuster (design pattern) = wiederverwendbare Vorlage zur Lösung eines Entwurfsproblems, die in einem spezifischen Kontext genutzt werden kann.
- Erfolgspotenzial (success potential) = durch Art und Umfang verwendeter Technologien bestimmte Fähigkeit der Informationsinfrastruktur, Leistungspotenzial der Informationsfunktion in Unternehmenserfolg umzusetzen.
- Geschäftsmodell (business model) = Modell, das Aussagen darüber macht, durch welche Kombination von Produktionsfaktoren die Unternehmensstrategie verfolgt wird, wie Erlöse erzielt werden und welche Rolle die daran beteiligten Akteure spielen.
- Handlungsspielraum (action scope) = mehrdimensionaler Begriff, der Entscheidungsspielraum, Tätigkeitsspielraum und Freiheitsspielraum umfasst.
- Information Engineering = Methodik des Informationsmanagements im Sinne einer Lehre von den Methoden und ihrer planmäßigen, wissenschaftlichen Anwendung.
- Informationsfunktion (information function) = Teilmenge des betrieblichen Aufgabensystems, dessen Zwecke Information und Kommunikation sind.
- Informationsinfrastruktur (information infrastructure) = Einrichtungen, Mittel und Maßnahmen zur Beschaffung, Verteilung und Nutzung von Information und Ermöglichung von Kommunikation.
- kritischer Wettbewerbsfaktor (critical competitive factor) = Wettbewerbsfaktor, der für den Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens maßgeblich bestimmend ist.
- Leistungspotenzial (performance potential) = durch Art und Umfang der Informations- und Kommunikationsaufgaben möglicher Beitrag der Informationsfunktion zum Unternehmenserfolg.
- Rationalisierung (rationalization) = Vorgehensweise, ein System so zu gestalten, dass es gesetzten Zielen besser entspricht (von lat. ratio = Vernunft).
- Referenzmodell (reference model) = eine zweckorientierte Spezifikation des generellen Modellbegriffs, die als Vorlage für das Gestalten von Artefakten dient.
Zweck des IM-Modells
Informationsfunktion und Informationsinfrastruktur
Methodik des Informationsmanagements
Ziele des Informationsmanagements
Managementaufgaben
Managementebenen
Methoden & Techniken
Entwickeln des IM-Konzepts
Weitere Referenzmodelle
Forschungsbefunde
Wigand schlägt folgenden, mit vier Ecksteinen (cornerstones) beschriebenen Einführungsprozess von Informationsmanagement (Information Resource Management, IRM) vor:
1.Definieren eines auf das Unternehmen abgestimmten IRM-Konzepts.
2.Einführen von Grundsätzen, Regeln und Standards für den Umgang mit der Resource Information (IRM-Verfassung).
3.Entwickeln einer mit der Unternehmensstrategie abgestimmten IT-Strategie.
4.Einführen von Standards für Hardware, Software und IRM-Qualifikationen, die geeignet sind, die geplante Informationsumgebung herzustellen 4. und zu erhalten.
Wigand, R. T.: Fünf Grundsätze für die erfolgreiche Einführung des Informationsmanagements. In: Information Management 2/1988, 24-30
Eine Weiterentwicklung der IM-Modelle könnte die Anpassung des so genannten Recource-Based View of the Firm (RBV) sein, wie Wade/Hull es behaupten. Sie zeigen, dass RBV in der Information Systems (IS) Forschung brauchbar ist und schlagen Richtlinien vor, wie dabei vorgegangen werden sollte. Die fünf major IS resources sind: IS planning and change management; IS infrastructure; IS technical skills; IS development; Cost effective IS operations. Die Resources werden mit folgenden Attributen beschrieben: Value; Rarity; Appropriability (ex ante limits to competition); Limitability; Substitutability; Mobility (ex post limits to competition). RBV hat in anderen Managementfeldern große Beachtung gefunden; für das Informationsmanagement bietet RBV – nach Überzeugung der Autoren – die Möglichkeit, „to understand the role of information systems within the firm“.
Wade, M. / Hulland, J.: The resource-based view and information systems research. In: MIS Quarterly 1/2004, 107-142
Baumöl beschreibt ein als Changed Method Engineering (CME) bezeichnetes Vorgehensmodell, das einen Prozess zur Methodenkonstruktion unterstützt, mit dem das Veränderungsprojekt „Vernetzung Business und IT“ gesteuert wird. Mit dem Veränderungsprojekt wird die Grundlage für den Prozess geschaffen, mit dem das Business/IT-Alignment im Unternehmen fortlaufend zu betreiben ist. Ergebnis des Konstruktionsprozesses ist eine individuelle Methode, die eine situativ angepasste Kombination von standardisierten Methodenfragmenten in einer definierten Sequenz bereitstellt. Die Modellentwicklung erfolgte auf Basis der Ergebnisse einer empirischen Studie zu Methoden, die in Veränderungsprojekten zum Einsatz kamen.
Baumöl, U.: Methodenkonstruktion für das Business/IT-Alignment. In: WIRTSCHAFTSINFORMATIK 5/2006, 314-322
Aus der Praxis
Kontrollfragen
- Wodurch unterscheidet sich ein Erklärungsmodell von anderen Modellarten?
- Welchem Zweck dient das IM-Modell und worin besteht der Unterschied zum IM-Konzept?
- Welche Denkweisen und Ziele sind für das Informationsmanagement typisch?
- Welche Phänomene werden durch die drei Dimensionen des IM-Modells abgebildet?
- Wie wirkt sich der Referenzcharakter des IM-Modells beim Entwickeln eines IM-Konzepts aus?
Quellen
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Baumöl, U.: Methodenkonstruktion für das Business/IT-Alignment. In: WIRTSCHAFTSINFORMATIK 5/2006, 314-322
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Carr, N. G.: The Big Switch – Rewiring the World, from Edison to Google. Hüthig, Heidelberg 2009
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Finkelstein, C.: Information Engineering. Strategic Systems Development. Reading/MA 1992
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Heinrich, L. J. / Heinzl, A. / Riedl, R.: Wirtschaftsinformatik – Einführung und Grundlegung. 4. A., Berlin/ Heidelberg 2011
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Luftman, J. / McLean, E. R.: Key Issues for IT Executives. In: MIS Quarterly Executive 3/2004, 89–104
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Martin, J.: Information Engineering. Book I Introduction. Englewood Cliffs/NJ 1989, Book II Planning & Analysis. Englewood Cliffs/NJ 1990, Book III Design & Construction. Englewood Cliffs/NJ 1990
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Thomas, O.: Das Referenzmodellverständnis in der Wirtschaftsinformatik. In: IWi – Veröffentlichungen des Instituts für Wirtschaftsinformatik im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz 187/2006, 1–35
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Ulich, E.: Differentielle Arbeitsgestaltung. In: Zeitschrift für Arbeitswissenschaft 1983, 12–15 Wade, M. / Hulland, J.: The resource-based view and information systems research. In: MIS Quarterly 1/2004, 107–142
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Rohloff, M.: Ein Referenzmodell für die Prozesse der IT-Organisation. In: HMD – Theorie und Praxis der Wirtschaftsinformatik 256/2007, 27–36
Links
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Abbildungsarchiv: Erklärungsmodell (ERMOD)